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6 Wochen in Frankreich

Im 12. Schuljahr habe ich mich entschlossen, am Brigitte Sauzay- Austausch teilzunehmen und für 6 Wochen nach Frankreich zu gehen, da Französisch mein Lieblingsfach und auch mein Leistungskurs ist. Also dachte ich mir, dass es eine gute Idee wäre, auf diesem Wege mein Französisch zu verbessern, neue Menschen in Frankreich sowie ihre Kultur kennen zu lernen und dort zur Schule zu gehen.

Das Programm Brigitte Sauzay beinhaltet normalerweise einen 3-monatigen Austausch, der jedoch auf  8 oder 6 Wochen verkürzt werden kann. Natürlich fällt dieser Schritt nicht leicht, wenn man schon in der Oberstufe ist. Auch ich hatte Befürchtungen, nach meinem Aufenthalt in Frankreich hier in der Schule nicht mehr mitkommen zu können, aber wie ich im Nachhinein gemerkt habe, schafft man das ohne Probleme, wenn man sich gelegentlich informiert und nach der Rückkehr wieder richtig mitarbeitet. Hinzu kam, dass ich meine Familie und Freunde in Deutschland sehr vermissen würde, aber die Zeit im Ausland geht sehr schnell vorbei.

Als ich im Februar 2010 von meiner Französischlehrerin Fr. Schwarz Informationen über meine Austauschschülerin Claire bekomme habe, haben wir direkt Kontakt per Internet aufgenommen und uns so bereits einen Monat lang, bevor wir uns tatsächlich begegnet sind, oft geschrieben.

Unsere Partnerschule in Luisant, Lycée Silvia Monfort, ist ein Oberstufengymnasium, auf das sowohl Schüler gehen, die täglich hinfahren, als auch Schüler, die unter der Woche im Internat sind, weil sie zu weit weg wohnen. Die erste große Überraschung war, dass meine Austauschschülerin aufs Internat ging. Davon war ich anfangs nicht sehr begeistert, aber ich dachte mir, dass es bestimmt interessant werden würde, für ein paar Wochen im Internat zu leben.

Ich kam am 11. März 2010, einem Donnerstag, um 19 Uhr in Chartres an, wo mich meine Austauschschülerin und ihre Deutschlehrerin abholten. Das erste Aufeinandertreffen mit Claire war sehr angenehm, obwohl wir beide aufgeregt waren.

Als wir in der Schule ankamen, waren alle Internatschüler in der Kantine beim Abendessen. Es war ein komisches Gefühl, in die Kantine voller Internatschüler zu gehen, die sich alle untereinander kannten, aber als wir uns an den Tisch zu Claires Freunden gesetzt haben, habe ich gemerkt, dass die Franzosen sehr offen sind. Sie waren alle interessiert, stellten mir Fragen zu meiner Person, zu Deutschland und zu meinem Aufenthalt in Frankreich.

Nach dem Abendessen zeigten mir die Mädchen das Internatgebäude, das in zwei Hälften aufgeteilt ist. Auf der einen Seite sind die Jungs-, auf der anderen die Mädchenzimmer. Zudem gibt es einen Musikraum (mit Schlagzeug, Klavier, etc.), einen Computerraum und einen gemeinsamen Aufenthaltsraum für Jungs und Mädchen, in dem es u.a. einen Billardtisch gibt. Das Internat hat mehrere Aufsichtspersonen, die für Ordnung sorgen und jeden Abend die Anwesenheit prüfen.

Dadurch, dass ich dort aufs Internat ging, war es viel einfacher, Freunde zu finden, weil ich nicht nur im Unterricht mit den Leuten war, sondern auch in meiner Freizeit, und ich war sozusagen gezwungen, ständig französisch zu sprechen, was mir sehr dabei geholfen hat, die Sprache schnell zu lernen.

In Frankreich zur Schule zu gehen hat mir persönlich viel Spaß gemacht, obwohl ich am Anfang im Unterricht natürlich nicht viel verstanden habe. Ganz anders als in Deutschland ist in Frankreich mündliche Beteiligung am Unterricht nicht sehr wichtig. Die Schüler schreiben in jedem Fach viele kleinere Tests, die am Ende 90% der Gesamtnote ausmachen. Neben dem Deutschunterricht konnte ich auch ohne Probleme im Englischunterricht mitmachen, da wir hier in Deutschland viel besser Englisch sprechen, als die Schüler in unserem Alter in Frankreich. Die Lehrer waren alle sehr freundlich und hilfsbereit, und haben mich oft in den Unterricht einbezogen.

Was anstrengend war, war der tägliche Unterricht bis 17 Uhr (außer mittwochs) und das selbstständige Studium danach. Aber das Abendessen und die anschließende Freizeit mit den Leuten war immer sehr unterhaltsam.

Jeden Donnerstagabend mussten wir als Internatschüler unsere Koffer packen, da es freitags direkt nach dem Unterricht mit dem Bus nach Hause ging. Die Wochenenden, sowie die zwei Wochen Osterferien, die ich mit meiner Gastfamilie verbracht habe, waren ein guter Ausgleich zum Aufenthalt im Internat, aber trotzdem habe ich das Internat während der Ferien sehr vermisst.

Das Leben in meiner Gastfamilie war eine schöne Erfahrung. Das Essen wurde immer zusammen zubereitet und wir haben viel zusammen als Familie unternommen. Ein Wochenende sind wir zu Verwandten nach Paris gefahren und haben einen Tag in einem Attraktionspark verbracht. Dieser Tag war einer der schönsten während meines gesamten Aufenthaltes in Frankreich, weil wir wie eine große Familie waren.

Die restlichen Tage, die ich bei Claire zu Hause war, waren wir mal zum Shoppen in der Stadt, sind zum Essen ausgegangen, haben uns im Garten gesonnt, uns mit Freunden aus der Schule getroffen oder sind ins Schwimmbad gegangen. So gingen die 6 Wochen sehr schnell um und im Nachhinein fand ich es sehr schade, dass ich den Austausch nicht für eine längere Zeit gemacht habe.

Insgesamt bin ich sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Ich habe tolle Menschen in Frankreich kennengelernt, gesehen wie dort Jugendliche in meinem Alter leben und habe Freunde gefunden. Je näher meine Rückreise nach Deutschland kam, desto mehr wollte ich jeden einzelnen Tag dort genießen.

Ich kann es jedem nur weiterempfehlen, an diesem Austauschprogramm teilzunehmen.