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USA-Austausch - Fünfmonatiger Amerika-Austausch – empfehlenswert?!

Ein Erfahrungsbericht von Marlene Trabold, 15 Jahre

5 Monate Amerika – 5 Monate ohne Familie und Freunde, 5 Monate eine neue Kultur und Sprache entdecken, Abenteuer und Spaß, 5 Monate Erfahrung sammeln, das erste Mal fliegen, das erste Mal frei, aber auch auf sich allein gestellt sein, 5 Monate in einem fremden Haus mit fremden Menschen leben, englisch sprechen und leben.

All das ging mir durch den Kopf, als ich mich im Winter 2011 für den Austausch Hessen – Wisconsin bewarb. Die Freude über die Aufnahmebestätigung von Seiten des Schulamtes war groß, doch fiel es mir schwer, mich endgültig für den Austausch zu entscheiden.

5 Monate – für eine gerade mal Fünfzehnjährige eine echt lange Zeitspanne.

Auch wenn die Vorteile des Austausches wie einmalige Erfahrungen und Erinnerungen, der erhebliche sprachliche Fortschritt und die davon erhofften Erleichterungen im späteren Schul- und Arbeitsleben und ein neues Gefühl gegenüber einer doch sehr fremden Kultur und Lebensart, offensichtlich waren, überwogen doch Gefühle wie Angst vor Heimweh, alleine dazustehen, nicht verstanden zu werden, mögliche daraus resultierende Ausgrenzung und Nervosität.

Dass etwaige Bedenken berechtigt waren, habe ich im Laufe meines Austausches auch leider erfahren müssen. Was soll man tun, wenn die Austauschfamilie nur spanisch spricht, die Austauschpartnerin einen vollkommen ignoriert und ausgrenzt oder die Familie ein autistisches Kind hat, von dem man vorher überhaupt nichts wusste. Situationen, die Jugendliche - weit entfernt vom gewohnten Umfeld - überfordern und mit denen einige in meiner Gruppe von sechs Deutschen, die an diesem Austausch teilgenommen haben, zu kämpfen hatten.

Ich hatte allerdings wirklich Glück und habe eine der schönsten Zeiten meines Lebens mit vielen aufregenden Erfahrungen, tollen Erinnerungen und interessanten Begegnungen in Menasha verbracht - einer ca. 17.000 Einwohner großen Stadt in dem US-Staat Wisconsin.

Schon gleich bei der Ankunft habe ich mich in meiner Austauschfamilie sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt. Alle haben mich offen und verständnisvoll aufgenommen und keine Mühe gescheut, mir alles zu zeigen und vor allen Dingen ausführlich zu erklären – egal ob es um sprachliche Missverständnisse oder Unwissenheit gegenüber der für mich fremden Kultur und neuen Lebensart ging. Insbesondere die gesammelten Erfahrungen der amerikanischen Gastmutter aufgrund bestehender deutscher Wurzeln und früherer Deutschlandaufenthalte waren für mich sehr hilfreich. Offenheit, Vertrauen wie auch Rede- und Meinungsfreiheit innerhalb der Familie ermöglichten es mir, mich wie ein vollwertiges Familienmitglied zu fühlen. Viele lustige Momente erleichterten mir den Aufenthalt erheblich.

Meine Austauschpartnerin war drei Jahre älter und kümmerte sich sehr intensiv um mich. Das ermöglichte mir einen sehr guten Einstieg in die Schulgemeinschaft und den Freundeskreis.

Der Abschied nach fünf Monaten fiel mir wirklich schwer, da ich sowohl in der Familie wie auch im Freundeskreis nur positive Erfahrungen gemacht habe.

Ich würde jederzeit wieder an einem Austausch teilnehmen und kann es nur allen Schülern empfehlen. Die Gastfamilie ist mir zur zweiten Familie geworden, die erfahrenen freundschaftlichen Kontakte möchte ich nicht mehr missen. Auch die sprachliche Entwicklung hat sich deutlich verbessert und ich bin im Umgang mit der anderen Kultur sicherer geworden.

Meiner Meinung nach gehört zum Erlernen einer Sprache (und Kultur) auch, sie eine gewisse Zeit gelebt zu haben. Ein Austausch bietet eine tolle Möglichkeit, Kultur, Menschen, Sprache und vor allem eine andere Lebensart und ein anderes Lebensverständnis kennenzulernen. Sicher kostet es Kraft, Mühe und vor allem Mut, diesen Schritt zu wagen und den Austausch durchzustehen, aber mit einer Austauschfamilie, die dem Austausch offen gegenüber steht , sich auf die andere/fremde Kultur einlässt und dem Austauschpartner viel Zeit widmet, gelingt der Anschluss in die andere Welt ohne Bedenken.

Auf jeden Fall sollten beide Austauschpartner zur selben Zeit in der aufnehmenden Familie sein, da der Schüler / die Schülerin eine wichtige Bezugsperson und zunächst auch die einzige Kontaktperson für den jeweils fremden Austauschpartner darstellt. Allerdings sollten die Auswahlkriterien der in Frage kommenden Gastfamilien viel enger gefasst und vor allem auch überprüft und nicht nur anhand eines ausgefüllten Fragebogens als geeignet beurteilt werden, da vieles von der Qualität der Gastfamilie abhängt.