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Überwältigende Gastfreundschaft im „Reich der Mitte“

Live aus China:

Bereits zum vierten Mal besuchen zwölf Einsteinschüler ihre chinesische Partnerschule in Chengdu.

Mit einer emotionalen Abschiedsveranstaltung und vielen Tränen beim Abschied am Flughafen in Chengdu ging am Sonntag der erste Teil der Chinareise von zwölf Einsteinschülern zu Ende, der phasenweise fast die Dimension eines Staatsbesuches angenommen hatte. Die Einsteinschule unterhält seit 2009 eine Schulpartnerschaft mit der Zongbei Mittelschule in der Hauptstadt von Sichuan, Chengdu. Die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Schulen haben sich in den letzten Jahren noch einmal intensiviert, auch Schüler früherer Austauschbegegnungen stehen unverändert in Kontakt und treffen sich zum Teil auch noch. 

Im Laufe der vergangenen Woche hatten die deutschen Schüler und Lehrer Gelegenheit, in zahlreichen Unterrichtsstunden nicht nur zu hospitieren, sondern selbst aktiv mitzumachen.

In der Schule, in der die Türen während des Unterrichts ständig geöffnet sind, wurden die deutschen Gäste im wahrsten Sinne des Wortes mit offenen Armen begrüßt. In gemeinsamen Stunden wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Kulturen offenherzig diskutiert. So wurden die Aspekte Schulalltag, Esskultur, das Verhältnis Eltern-Kinder und die Zukunftserwartungen auch im Rahmen einer Unterrichtsstunde thematisiert, die von den begleitenden deutschen Lehrern Claire Lambrecht und Bernhard Siever in einer gemischten Unterrichtsgruppe aus deutschen und chinesischen Schülern gehalten wurde.

Die Schüler und Lehrer der Einsteinschule nahmen auch aktiv beispielsweise am Physik-, Kunst- und Englischunterricht teil. Erstaunlich ist der hohe Standard der Schule, was die technische Ausstattung betrifft, der Einsatz unterschiedlicher audiovisueller Medien ist im Unterricht die Regel. Die deutschen Schüler erhielten auch die Gelegenheit, eine Grundschule und eine Mittelschule in der Provinz zu besuchen. Sie arbeiteten im Unterricht gemeinsam mit ihren chinesischen Mitschülern an zahlreichen Projekten, lernten, wie man die berühmten Teigtaschen Jiaozi zubereitet, stellten traditionelle Masken und Tonfiguren aus der chinesischen Mythologie her, batikten, erhielten einen Einblick in die Geheimnisse des chinesischen Knotens und versuchten sich unter Anleitung ihrer Mitschüler aus Chengdu an klassischer chinesischer Malerei.

Die Teilnahme an dem Planspiel „Model United Nations“, bei dem das Thema „Künstliche Intelligenz“ erörtert wurde, bildete einen weiteren Höhepunkt. Gemeinsam wurde Basketball, Fußball, Badminton und Tischtennis gespielt. Außerdem wurde die deutsche Gruppe zu einem großen kulturellen Festival mit zahlreichen Musik- und Tanzdarbietungen eingeladen, bei dem einer der deutschen Austauschschüler vor über tausend Zuhörern einen vielumjubelten Auftritt am Piano hatte.

Da alle Schüler in Gastfamilien untergebracht waren, bekamen die deutschen Teenager die einmalige Gelegenheit, China authentisch von innen kennenzulernen, und erhielten dabei teilweise tiefe Einblicke in das Alltagsleben ihrer Mitschüler. Gemeinsam wurden Ausflüge zu kulturell bedeutsamen Stätten unternommen, so wurdem die Altstadt von Huanglongxi, der Wangjiang-Park am Fu He mit einer vierstöckigen Pagode, die der Tang-Dichterin Xue Tao gewidmet ist, und der International Intangible Cultural Heritage Park besichtigt. Natürlich durfte auch ein Besuch im berühmten Panda Research Center nicht fehlen, denn Sichuan mit seinen ausgedehnten Bambuswäldern ist die Heimat der Pandas, um die man sich in diesem Zentrum ganz besonders kümmert.

Bei den Exkursionen mit den Familien standen Aufführungen der Sichuan Oper, der Besuch eines Teehauses oder –gartens  oder der berühmten Teeregion am Mengding-Berg am Rande des tibetischen Hochplateaus, des „Global Centers“ und die große Buddhastatue am Emeishan auf dem Programm.

Dass ein Schüleraustausch zwischen zwei so unterschiedlichen Kulturen nicht nur eine äußerst spannende Angelegenheit ist, sondern auch zu einer wirklichen Nähe führen kann, hat diese Woche in Chengdu eindrucksvoll unterstrichen. „Ich bin für dich deine Mutter hier in China“, sagte ein Elternteil einer chinesischen Schülerin zu „ihrer“ deutschen Einsteinschülerin und musste beim Abschied immer wieder weinen. Die Gastfreundschaft der chinesischen Eltern, Schüler, Lehrer und der Schulleitung war überwältigend und wird in dieser Intensität von der deutschen Seite bei dem Gegenbesuch, der noch in diesem Jahr Anfang Oktober stattfinden soll, nur schwer zu übertreffen sein. 

Im weiteren Verlauf des Chinabesuches stehen in der zweiten Woche jetzt noch Aufenthalte im pulsierenden Hongkong und in der Hauptstadt Peking auf dem Programm, bevor die Schüler und Lehrer am kommenden Sonntag wieder in Maintal eintreffen werden.

Bernhard Siever