Neuigkeit

Hilfsaktion für Familie Amrjan

Schritt für Schritt in ein neues Zuhause…

Am 24. Februar 2022 hat Russland die Ukraine in einer großangelegten Militäraktion angegriffen und damit den nach der russischen Besetzung der Krim schwelenden militärischen Konflikt zwischen den beiden Ländern in einen Krieg verwandelt, den ersten großen Krieg in Europa nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945.

Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer mussten seitdem ihre Heimat als Flüchtlinge verlassen und sind auf die Unterstützung der europäischen Staatengemeinschaft und die Hilfe von Privatpersonen angewiesen – so auch die neunköpfige Familie Amrjan, die neun Tage nach Beginn des Krieges ihre Heimat in der Nähe der umkämpften ostukrainischen Millionenstadt Charkiw verließ und eine aufreibende Flucht antrat.

Marcel erzählte während des PoWi-Unterrichts der 8d bei der Thematisierung des Krieges von der Aufnahme der Amrjans im Haus seiner Oma und schnell war in der Klasse klar, dass sie die Familie, in der auch mehrere Kinder leben, unterstützen möchte.

Es wurden Sachspenden koordiniert und gesammelt und ein Kuchenverkauf organisiert, durch den der Transport der Spenden gestemmt werden sollte. Am Donnerstag vor dem Osterferienbeginn konnten durch die engagierten KuchenbäckerInnen und -verkäuferInnen 340 € eingenommen werden und tags darauf wurden die Spenden von Familie Fenn mit einem gemieteten Transporter nach Regensburg gefahren.

Marcel und seine Familie sind vier Tage bei Familie Amrjan geblieben und haben sie bei der Einrichtung ihres neuen Zuhauses unterstützt. Marcel konnte die Amrjans in dieser Zeit kennenlernen und berichtete seiner Klasse nach den Osterferien darüber:

„Die Amrjans lebten in einem Bauernhaus bei Charkiw und hatten nach dem russischen Überfall sehr viel Angst, weil in ihrer Umgebung viel geschossen und bombardiert wurde. Militärstützpunkte wurden beschossen, die nur 3 Gehminuten entfernt waren. Es wurden zwei von drei Brücken gesprengt, deshalb mussten sie unbedingt weg, bevor die letzte dritte Brücke gesprengt würde. Sie lebten in dieser Zeit vier Tage in einem Bunker, um Schutz vor Angriffen zu finden.

Keiner konnte die Familie aus der Stadt fahren, die Taxifahrer hatten Angst um ihr Leben und fuhren auch für das Zwanzigfache des normalen Tarifs nicht. Die Amrjans waren neun Tage lang mitten im Krieg. Ein Bewohner Charkows nahm sie dann doch mit seinem Lieferwagen mit. Sie fuhren sogar auf Feldwegen, um unentdeckt zu bleiben. Nach drei Stunden Fahrt, auf einer Ladefläche sitzend, kamen sie an dann einem Bahnhof an.

Während des Wartens im Bahnhof erhoben sich plötzlich die ukrainischen Soldaten mit ihren Maschinengewehren und die Menschen gerieten in Panik. Die Amrjans wurden von den Soldaten kontrolliert. Sie verlangten, dass der Vater in der Ukraine bleiben müsse, da alle Männer zwischen 16 und 60 Jahren zur Verteidigung gegen den russischen Angriff verpflichtet werden können. Dann dürfe der Rest der Familie ausreisen. Nach einer langen Diskussion mit den Soldaten hatten diese aber Mitleid und ließen sogar den Vater weiterreisen. Nach fünf Tagen endete die Flucht der Amrjans dann in der Nähe von Regensburg im Haus meiner Großmutter.

Die Familie freute sich sehr über die Fahrradspenden und Spielsachen. Die Familie hat jetzt das Nötigste um in Deutschland zu leben. Es kam noch etwas mehr Geld zusammen, mit dem wir noch fehlende Dinge kaufen konnten, wie z.B. Schuhschränke und Küchengerätschaften.“

 

Marcel Fenn (8d), Michael Glaessel, April 2022