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Trialogfahrt der E-Phase am 20.04.2015

Es existieren drei monotheistische Weltreligionen: Judentum, Christentum und Islam. Diese Religionen sind seit jeher präsent in unserer Gesellschaft und sie besitzen eine zentrale Rolle in unserem Zusammenleben. Aus ihnen erwachsen Konflikte und Freundschaften, sie bestimmen unsere Entscheidungen und Meinungen, sie machen es uns möglich unsere Welt und ihre Menschen zu verstehen. 

Weil Islam, Judentum und Christentum eben eine solch wichtige Rolle in unserem Leben spielen, wurde den Schülerinnen und Schülern der E-Phase die Gelegenheit geboten, die jeweils anderen Religionen im Rahmen einer ein- bis zweitägigen Trialogfahrt näher kennen zu lernen. In zuvor festgelegten Gruppen besuchten wir gemeinsam mit einer Lehrkraft die entsprechenden Gotteshäuser und ließen uns von einem Mitglied der Gemeinde von der Religion berichten und uns unsere Fragen beantworten.                                                                                                                             

Deutschland ist ein überwiegend christliches Land. Über seine eigene Religion, weiß man bekanntlich Bescheid. Die gestellten Fragen hielten sich dementsprechend in Grenzen. Sie beschränkten sich hauptsächlich auf die Unterschiede zwischen den wichtigsten Konfessionen des Christentums, der Evangelischen und Katholischen Kirche. Man berichtete uns, dass sich die Obersten Vertreter der Konfessionen im Gespräch befänden und sich gegenseitig annähern würden. Man sei sich jedoch in mehreren Punkten grundsätzlich uneinig. Während man im Katholizismus Menschen heiligspricht, erkennen evangelische Christen Heilige nicht an. Katholiken unterscheiden sich von Protestanten aber auch in der Ausübung des Gottesdiensts. Während man im Grunde in jedem katholischen Gottesdienst das letzte Abendmahl feiert, ist das im evangelischen Pendant nicht der Fall.

Wir besuchten die Nikolaikirche und auch den Frankfurter Dom. An diesen christlichen Kirchen sind vor allem ihr Alter und ihre damit verbundene Bedeutung besonders. Sie sind nämlich nicht nur heilige Orte, in denen der christliche Glaube praktiziert wird, sie sind auch zeitgenössische Bauten mit hohem architektonischem, künstlerischem und historischem Wert. So ist allein die Nikolaikirche bereits über 800 Jahre alt, ebenso ihre Glasverzierungen und ihre romanische Jesusplastik aus Ton. Wird man sich dem erst richtig bewusst, wird man ein wenig ehrfürchtig.    

Von den Schülerinnen und Schülern wurden insgesamt zwei verschiedene Moscheen besucht. Welche Moschee vom einzelnen Schüler nun genau besucht wurde, ist insofern unwichtig, weil die Erscheinung einer Moschee im Allgemeinen keine Rolle spielt. Deshalb staunten manche auch nicht schlecht, als sie sich in der zweiten Etage eines Bürohauses wiederfanden und dort einen großen leeren Raum betraten, dessen einzige Besonderheit ein nach Osten ausgerichteter roter Teppich ist. Ein Gotteshaus das nicht heilig ist - klingt widersinnig, ist aber so. Man erklärte uns, dass im Islam Räume nicht heilig sein können und die Moschee nur während dem Freitagsgebet heilig ist. 

Der Islam steht auf der ganzen Welt schon seit Jahrzehnten im Mittelpunkt kontroverser Debatten. Ist er frauenfeindlich oder gar gewalttätig? Dementsprechend sprachen wir unsere Führer auf den Dschihad und die Rolle der Frau an. Man sagte uns, dass der Dschihad ein sehr weit gefasster Begriff sei. Dschihad heiße „Anstrengung auf dem Weg zu Gott“. Es ginge hierbei nicht vordergründig um den heiligen Krieg, sondern um die Bemühungen, die man tätigt, um Gott näher zu sein. Dies würden die meisten Muslime so sehen, was die friedliebende Grundeinstellung des Islams unterstreiche. Zu dem Thema Frau sagte man uns, dass die Entscheidung für oder wider Kopftuch in der Hand der Frau liege. Man dürfe sie nicht dazu zwingen, ein Kopftuch zu tragen. Man sollte es der Frau aber genauso wenig verbieten. Mit einem solchen Verbot behindere man ihr Grundrecht, ihre Religion frei auszuüben. Die Aussagen passten zu einem modernen Islam, der sich homogen in unsere tolerante Gesellschaft einfügt. Es war letztendlich das, was wir hören wollten.  

In ganz Frankfurt gibt es heute nur noch eine Synagoge. Die sogenannte Westend-Synagoge wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und überstand aus ungeklärten Gründen als einzige ihrer Art die Reichspogromnacht, in der Nazis in ganz Deutschland eine Hetzjagd gegen Juden führten und jüdische Läden und Synagogen zerstörten und niederbrannten. 

Leider werden Juden auch heute noch von verschiedenen Gruppierungen und Extremisten angefeindet. Man sah sich deshalb zu dramatischen Schritten bewogen, um die jüdische Gemeinde in Frankfurt zu schützen: Es wurden Straßen-Barrikaden errichtet, welche Autos daran hindern sollen, in das Gebäude zu fahren. Die Polizei errichtete gleich neben der Synagoge eine neue Polizeistation und bewacht das Gebäude rund um die Uhr mit schwer bewaffneten Beamten. Die Synagoge wird sogar von einem privaten Sicherheitsbeamten tagtäglich bewacht. Jeder, der die Synagoge betreten möchte, muss außerdem, ganz wie am Flughafen, durch einen Metalldetektor laufen und sich dazu abtasten lassen. Und das alles in einem Gotteshaus – unfassbar. 

Das Gotteshaus als solches war wunderschön. Die Westendsynagoge besitzt eine riesige aufwendig verzierte Kuppel, welche sich über dem zentralen Lesepult, der sogenannten Bima, befindet. Von der Kuppel hängt wiederum ein riesiger kristallener Kronleuchter herab. Auf der Stirnseite befindet sich rechts und links große Abbildungen von Löwen und im Zentrum der riesige Thoraschrein, der die heiligen Thorarollen beherbergt. Die Synagoge ist zweigeschossig. Während dem Gottesdienst beten die Frauen getrennt von den Männern im ersten Stock. Unsere Führerin berichtete uns außerdem von den interessanten Festen im Judentum. So würde man in der Bar bzw. Bat Mitzwa Bonbons gen Lesepult werfen, um das erfolgreiche Vorlesen aus der Thora durch einen jungen Juden zu feiern. Diese Bonbons würden die anwesenden Kinder rennend und lachend während dem Gottesdienst  aufsammeln. 

Als wir die Synagoge verließen, hatten wir viel über den jüdischen Gottesdienst und die Synagoge gelernt. Wirklich hängen geblieben sind jedoch vor allem die Sicherheitsvorkehrungen, deren Ausmaß uns sehr erschreckt hat. Traurig, dass man sich in unserer modernen toleranten Gesellschaft noch davor fürchten muss, wegen seiner Religion angegriffen zu werden. 

Die Trialogfahrt half die drei großen abrahamitischen Religionen zu verstehen und sie auch ein Stückweit zu erleben. Fragen wurden aus erster Hand beantwortet und Ungereimtheiten aufgeklärt. Wie man die einzelnen Religionen nun wahrnimmt und welches Bild man sich von ihnen macht - das liegt jetzt bei jedem einzelnen von uns.