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Albert-Einstein-Gymnasium begrüßt im Rahmen der Lesungsreihe „Literatur im Gespräch“ den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und Chef der Höchst AG Dr. Karl Gerhard Seifert

Albert-Einstein-Gymnasium begrüßt im Rahmen der Lesungsreihe „Literatur im Gespräch“ den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und Chef der Höchst AG Dr. Karl Gerhard Seifert

– ein Bericht von der Schülerin Sue-Ellen Pacariz, Jahrgangsstufe 10 (05.11.2022)

Am 03.11.2022 hatte das Albert-Einstein-Gymnasium Besuch von dem Chemiker, Geschäftsführer und ehemaligem Vorstandsmitglied der Höchst AG und der Cassella AG Dr. Karl Gerhard Seifert.

Er erzählte uns Schüler*innen von seinem Berufsweg sowie seinen Erfahrungen und ging auf unsere Fragen ein. Begrüßt und vorgestellt wurde er vom Schulleiter, Herrn Wörn. Dabei konnten wir auch etwas über ihn erfahren, denn er erzählte uns, dass er in Fechenheim großgeworden ist, und die Cassella AG auch ein Teil seiner Kindheit war. Herr Wörn freute sich daher besonders auf unseren Gast.

Dr. Karl Gerhard Seifert führte uns durch seine Biografie und ging dabei auf seine beruflichen Erlebnisse ein. Nach seinem Chemiestudium begann 1973 Dr. Seiferts Karriere bei der Hoechst AG in Frankfurt am Main. Die Hoechst AG war ein sehr erfolgreiches – zeitweise sogar weltweit (!) das erfolgreichste – Chemie- und Pharmaunternehmen und zählte zu einem der drei größten Deutschlands. Dr. Seifert war Betriebsführer in Hoechst und Brasilien. Mit seiner Frau zog er nach Brasilien, um dort zu arbeiten, doch er zog nach einigen Jahren wieder zurück nach Deutschland.

1988 wurde er in den Vorstand der Höchst AG berufen. Er war verantwortlich für die Bereiche Landwirtschaft, Pharma, Kosmetik und Spezialchemikalien. Seine Zufriedenheit im Unternehmen änderte sich jedoch nach einem personalen Wechsel im Vorstand. Die Gründe seiner Unzufriedenheit waren die zunehmend amerikanisch geprägte Unternehmenspolitik, die Fusionierung des Unternehmens mit einem französischen Pharma- und Chemiekonzert sowie das Fehlen einer offenen Kommunikation zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und den anderen Vorstandsmitgliedern sowie den Mitarbeitern, erklärte Dr. Seifert. Aus diesen Gründen bedeutete das für Dr. Seifert den Beginn des Niedergangs der einst sehr erfolgreichen Hoechst AG und somit wechselte er 1997 zur Schweizer Chemiegesellschaft Clariant und übernahm auch dort die Leitung. 1999 wechselte er kurzzeitig zur Deutschen Bank.

2001 erwarb er die ehemaligen Hoechst-Cassella Chemiewerke in Frankfurt-Fechenheim und Offenbach, um deren Stilllegung zu verhindern, und damit die vielen Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz nicht verloren, und er gründete die Allessa GmbH. Dr. Seifert erklärte dabei auch, was es mit dem Namen Allessa auf sich hat: Der Name leitet sich von Cassella ab – rückwärts gelesen.

All die Jahre haben Dr. Seifert so geprägt und beschäftigt, dass er beschloss, seine beruflichen Erlebnisse in einem Buch zu verarbeiten. 2019 erschien schließlich sein Buch „Goodbye Hoechst – Von Könnern, Spielern und Scharlatanen”, in dem er vor allem auf seine Jahre bei der Höchst AG zurückblickt.

Dr. Seifert erzählte uns Schüler*innen ferner, dass er sich in der Schule sehr für naturwissenschaftliche Fächer interessierte. Interessant für uns Schüler*innen war, dass er hinzugefügte, dass er in dem Fach Chemie nicht besonders gute Noten hatte und es nicht sein Lieblingsfach war, er sich aber trotzdem für ein Chemiestudium entschied. Somit machte er uns Schüler*innen deutlich, dass die Noten, die wir in bestimmten Fächern haben, uns nicht davon abbringen sollten, gewisse Studiengänge zu studieren. Er betonte in diesem Zuge auch die Wichtigkeit der MINT-Fächer. Deutschland sei gerade dabei, von anderen Staaten in diesem Bereich überholt zu werden, und wir bräuchten auf jeden Fall weiterhin qualifizierte Naturwissenschaftler*innen.

Eine der von uns Schüler*innen vorab gestellten Fragen war: „Welche Tipps haben Sie für uns? Worauf sollen wir in unserem späteren Berufsleben achten?“ Darauf antwortete er, dass, erstens, der Spaß und die Leidenschaft beim Arbeiten sehr wichtig ist. Ohne Spaß bei der Arbeit könne man nicht gut und/oder nicht lange in einem Unternehmen arbeiten. Das Geld sollte nicht das Wichtigste sein. Man sollte nicht sein ganzes Leben arbeiten, ohne dass man gerne arbeitet und sich nur noch auf Urlaub oder Feierabend freut. Und zweitens sollte ein Unternehmen bzw. ein Arbeitgeber eine offene Kommunikation pflegen und offen für Kritik sein.

Durch diesen Vortrag konnten wir Schüler*innen Folgendes lernen: Man sollte Geduld haben und nicht aufhören, an sich selbst zu glauben, denn wie Dr. Karl G. Seifert können wir auch an die Spitze eines Unternehmens kommen. Des Weiteren sollte man gegenüber Kollegen/ Kolleginnen und Arbeitgebern seine eigene Meinung sagen, sich nicht unterkriegen lassen und notfalls entsprechende Konsequenzen ziehen, damit man als Mensch seinen Prinzipien treu bleiben kann. Dr. Seifert zog auch entsprechende Konsequenzen, als er bestimmte Machenschaften nicht unterstützte. Heute kann er dadurch mit Mitte 70 ein reines Gewissen genießen, und das bedeutet ihm sehr viel.