Neuigkeit

Einsteinschüler lernen China „von innen“ kennen

Erfolgreicher fünfter Austausch mit der Partnerschule in Chengdu und Besuch der Metropolen Shanghai und Peking

Euphorisiert und immer noch von den vielfältigen Impressionen der Reise überwältigt, sind zwölf Schülerinnen und Schüler der Albert-Einstein-Schule und die begleitenden Lehrkräfte Claire Lambrecht und Bernhard Siever von einer zweiwöchigen Chinareise zurückgekehrt. Die müden, aber glücklichen Jugendlichen wurden am frühen Samstagmorgen von ihren Eltern und Angehörigen am Flughafen Frankfurt in Empfang genommen.

Bernhard Siever, der selbst 22 Jahre in Asien und sechs Jahre in Peking gelebt hat, hatte den insgesamt bereits fünften Chinaaustausch organisiert, bei dem die Schüler zunächst eine Woche an der chinesischen Partnerschule, der Zongbei Mittelschule in Chengdu, verbrachten und dann eine Woche die Metropolen Shanghai und Peking kennenlernten.

In der ersten Woche ihres Aufenthaltes in China besuchten die Einsteinschüler und die beiden Pädagogen ihre befreundete Partnerschule, die Zongbei Middle School in Chengdu, der 15-Millionen-Metropole der Provinz Sichuan, die durch subtropisches Monsunklima geprägt ist. Dass ein Schüleraustausch zwischen zwei so unterschiedlichen Kulturen nicht nur eine äußerst spannende Angelegenheit ist, sondern auch zu einer wirklichen Nähe führen kann, haben die Tage in der Hauptstadt von Sichuan gezeigt, bei denen die Jugendlichen ein doch immer noch sehr exotisches Land wie China quasi „von innen“ kennenlernen konnten.

Alles fing an mit einem überwältigenden Empfang am Flughafen in Chengdu – dann folgte eine Woche mit zahlreichen Höhepunkten: Die Jugendlichen erlebten am ersten Morgen in der Schule gemeinsam mit über 1000 chinesischen Schülern das zeremonielle Hissen der Nationalflagge und eine stimmungsvolle Begrüßungsveranstaltung. Die Schüler sammelten interessante Eindrücke im Unterricht und Schulalltag und arbeiteten in den Klassen gemeinsam mit ihren chinesischen Mitschülern an zahlreichen Projekten. Die Schulstunden finden bei geöffneten Türen statt, ein Symbol für die große Offenheit der chinesischen Partnerschule. Die deutschen Gäste hatten die Gelegenheit, an einer Geschichtsstunde über die Anfänge des Zweiten Weltkriegs in Asien teilzunehmen oder auch an einer Physikstunde über Lichtbrechung. Dabei wurde die Tradition der Sichuan-Oper als motivierender Rahmen verwendet. Die deutschen Schüler übten sich im Tai-Chi, im Trommeln, im Kung Fu, im Erstellen traditioneller von chinesischer Malerei und von Masken aus der chinesischen Mythologie, im Zubereiten von Jaozi, gefüllten Teigtaschen, und Tangyuan, süßen Reisbällchen, oder mit Datteln gefüllten Zongzi, einem Klebereis in Bambusblättern.

Die Neuntklässler der Albert-Einsteinschule beteiligten sich im Rahmen des „Model United Nations“ an einer Sitzung, die sich mit der aktuellen Situation im südchinesischen Meer beschäftigte, besuchten verschiedene andere Schulen, zeigten ihre Sportlichkeit in gemischten deutsch-chinesischen Teams im Basketball, spielten Tischtennis, übten sich im Seilspringen und nahmen – gemeinsam mit ihren deutschen Lehrern – am Frühsport teil. Sie unternahmen Ausflüge an kulturell bedeutsame Stätten wie Jinsha, einer archäologischen Fundstelle und monumentalen Museumsanlage im Westen Chengdus, die mehr als tausend bronzezeitliche Artefakte aus Elfenbein, Jade, Bronze und Gold beherbergt. Populäres Glanzstück ist eine hauchdünne goldene Scheibe, die ein Sonnenrad darstellt, um das vier Sonnenvögel kreisen. Ein Besuch in der Sichuan-Oper, in der die geheimnisvolle Kunst des „Gesichterwechselns“ zu sehen war, durfte natürlich ebenso wenig fehlen wie ein Besuch im berühmten Panda Research Center. Chengdu gilt als „Hauptstadt der Pandas“ und die Schülerinnen und Schüler konnten nicht genug davon bekommen, die Pandas beim Faulenzen, Herumtollen und Bambusfressen zu beobachten.

Luodai und Huanlongxi, antike Orte in der Nähe von Chengdu, die ebenfalls Ausflugsziele waren, zeugten vom Flair vergangener Zeiten, das aber auch im modernen Chengdu heute noch spürbar ist: Chengdu zeigt sich zumeist von der entspannten Seite. Die Menschen lieben es, in den Teehäusern und -gärten zu relaxen, Mahjong zu spielen oder sich in geselliger Runde am scharfen Sichuanessen, vor allem am berühmten Hot Pot, zu erfreuen.

Auf einem Kulturfest zeigten die chinesischen Schüler ihr Können bei Szenen aus einer Sichuan Oper und einer Tai-Chi-Aufführung, die deutschen Schüler begeisterten mit einem Geigenspiel und einer Tanzperformance.  Am Samstag vor dem Weiterflug unternahmen die Schüler mit ihren Gastschülern Ausflüge wie beispielsweise zum heiligen Berg Qingcheng, einem der Ursprungsorte des Taoismus, der zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Wie innig die Beziehungen zwischen den deutschen Austauschschülern und den chinesischen Gastfamilien geworden sind, zeigte sich beim hochemotionalen Abschied an der Schule von den Gasteltern und am Flughafen in Chengdu von den chinesischen Partnerschülern, bei denen sich ergreifende Szenen abspielten.

Im weiteren Verlauf des Chinabesuches besuchten die Jugendlichen zunächst das pulsierende Shanghai. Dort hatten sie vom 468 Meter hohen Oriental Pearl Tower, einem der höchsten Fernsehtürme der Welt, einen atemberaubenden Blick auf die Metropole. Sie unternahmen eine abendliche stimmungsvolle Bootsfahrt vorbei an der beleuchteten Skyline von Pudong und an den Kolonialbauten des Bundes, besuchten den Jade-Buddha-Tempel und das Shanghai Museum. Ein weiteres Highlight war die Altstadt mit dem Yu-Garten und dem ältesten Teehaus der Stadt, zu dem eine Zickzack-Brücke führt, die den bösen Geistern, die nur geradeaus gehen können, den Weg versperrt. Natürlich durften auch ein Besuch des legendären Peace-Hotels, ein Bummel über die berühmte Einkaufsstraße, die Nanjing Road, nicht fehlen.

Von Peking aus wurden die Große Mauer bei Mutianyu und die Minggräber besucht. Besonders die Steinfigurenallee und das sehr atmosphärische und noch nicht renovierte Kangling-Grab beeindruckten die Schüler. Die Wanderung auf der Großen Mauer war ein absoluter Höhepunkt der Reise. In der chinesischen Hauptstadt selbst besuchten die Einsteinschüler die Verbotene Stadt, das Mao-Mausoleum und den Platz des himmlischen Friedens. Sie besichtigten im weitgehend smogfreien Peking zudem den Lama- und den Himmelstempel, streiften durch die alten Stadtviertel Pekings, die Hutongs, und machten zudem mit ihren Lehrern einen Morgenlauf durch das Botschaftsviertel. Im Ritan-Park in der Nähe dieses Viertels schlossen sich die Jugendlichen einigen der zahlreichen Gruppen an, die nach Tangorhythmen oder Märschen der Kulturrevolution tanzten oder auch Tai-Chi praktizierten.

Bereits im ersten Halbjahr des nächsten Schuljahres werden die chinesischen Austauschschüler zum Gegenbesuch in Maintal erwartet.

Bernhard Siever