Artikel - Soziales Engagement

„Es macht Spaß, anderen Menschen zu helfen“

Klasse 6E sammelt 1.038,67 für Mädchenwaisenhaus in Sri Lanka

„Spenden Sie für das Pahalage Mädchenwaisenhaus in Sri Lanka, jeder Cent kommt zu hundert Prozent bei den Mädchen an!“ Wie ein Marktschreier lockt der Sechstklässler spendenwillige Schulfestbesucher in den Klassenraum der 6E. „Heute bin ich heiser“, erzählt der Junge einen Tag später in der Klassenlehrerstunde. Ein Lächeln erhellt sein Gesicht und er klingt stolz, als er das sagt. Das Halsweh hat sich gelohnt: Über 1.000 Euro haben die Schülerinnen und Schüler seiner Klasse in den letzten Wochen gesammelt, um damit das Pahalage Orphanage in Beruwala/Sri Lanka zu unterstützen. Doch wie ist es zu diesem Engagement gekommen?

Die Idee für die Hilfsaktion entstand nach den Osterferien, als unser Schulleiter Claus Wörn nach seinem Besuch in Beruwala, wo auch unsere Partnerschule ist, einen Spendenaufruf für das Mädchenwaisenhaus Pahalage im Kollegium gestartet hat. Das Waisenhaus sei in finanzieller Not, Patenschaften seien erwünscht, jede Spende sei willkommen. Mit nur einem Euro am Tag bzw. 30 Euro im Monat könne der Unterhalt eines der Waisenmädchen gesichert werden. „Das sind 360 Euro im Jahr“, rechnete ich aus, „nicht wirklich viel. Es müsste doch möglich sein, als Klasse diesen Betrag zusammenzubekommen“, dachte ich mir.

Ich kenne das Ehepaar Pahalage. Bei meinem Vorbereitungsbesuch im Frühjahr 2017 durfte ich bereits Conny Pahalage, eine Österreicherin, die seit vielen Jahren in Sri Lanka lebt, mit einem Singhalesen verheiratet ist und drei Kinder hat, kennenlernen. Sie unterhält zusammen mit ihrem Mann ein kleines, aber feines Gästehaus, in dem ich wohnen durfte und das auch den Schülerinnen und Schülern und mir beim anschließenden Schüleraustausch im Herbst 2017 als Unterkunft diente.  

Conny engagiert sich schon seit langem für die Menschen ihrer Wahlheimat, denen es nicht so gut geht wie uns, so hat sie u.a. 2006 ein Waisenhaus für Mädchen wiedereröffnet, das zwölf Jahre lang geschlossen gewesen war.

Viele Jahre lang hat ein Sponsor treu das Pahalage Orphanage unterstützt, bis er leider alle Auslandsprojekte einstellen musste. Seitdem fällt es dem Ehepaar Pahalage sehr schwer, das Waisenhaus finanziell zu erhalten. Im Moment decken private Spenden nur etwa 30% der Unkosten. „Wir sind für jede Art von Unterstützung mehr als dankbar, sei es in Form von Geld- oder Sachspenden oder persönlichem Einsatz! Wir nehmen alles, was wir für die Mädels kriegen können!“, schrieb mir Conny vor ein paar Wochen. „Nach so langer Zeit geht es natürlich nicht nur um das Projekt als solches. Es ist eine Herzensangelegenheit!“, betont sie. Da mag es nicht verwundern, dass sie und ihr Mann eins der Mädchen, eine Vollwaise, mit 18 Jahren privat bei sich zu Hause aufgenommen und ihm einen Job in ihrem Gästehaus gegeben haben. Als „Ersatz-Eltern“ war es für sie auch eine Selbstverständlichkeit, im Mai diesen Jahres die Hochzeit für das junge Paar auszurichten und der Frischvermählten eine Aussteuer mit in die Ehe zu geben.

Aktuell leben in dem Waisenhaus 19 Mädchen im Alter von sechs bis 18 Jahren. Es sind vor allem „soziale Waisen“, also Kinder, die von ihren Eltern nicht erhalten werden können, sei es, weil die Eltern alleinstehend, drogensüchtig oder im Gefängnis sind, kein Einkommen haben oder unter sonstigen unwürdigen Verhältnissen leben. Sie werden dem Ehepaar Pahalage vom Bezirksgericht zugewiesen.

Die Mädchen gehen alle in die örtliche Schule und werden von drei Hausmüttern betreut, von denen eine mit den Kindern im Waisenhaus lebt. Üblicherweise werden die Kinder mit 18 Jahren zu der verbliebenen Familie (Tante, Onkel, Großeltern) zurückgeschickt. Wenn dies nicht möglich ist, werden sie an staatliche Firmen vermittelt, die ihnen einen Job und ein Zimmer beschaffen (meistens in großen Nähfabriken). Vier der Mädchen des Waisenhauses konnten mittlerweile sogar ihr Abitur machen, haben einen guten Job, sind verheiratet und haben Kinder.

Ich stellte die Idee meiner Klasse vor, und wie ich erwartet hatte, wurde sie gleich begeistert aufgenommen. Wir luden die Kreistagsabgeordnete Frau Ursule Conen zu uns in die Klasse ein, die uns noch mehr über das Projekt erzählen konnte. Sie war im April bereits zum vierten Mal Teil der „deutschen Delegation“ in Beruwala, der auch unser Schulleiter angehörte. Sie hat die Not der Familie Pahalage erkannt und die schon länger bestehende Idee mit den Patenschaften für die Mädchen des Waisenhauses umgesetzt und die Führung darüber übernommen. Anhand von Fotos und persönlichen Erfahrungsberichten hat sie uns ein eindrucksvolles und umfassendes Bild von der Situation vor Ort vermittelt, das die Kinder und mich in unserem Vorhaben nur bestärkt hat.

Das Einzige, was die Pahalages vom Staat für ihr Waisenhaus bekommen, sind 21 Cent am Tag pro Mädchen. „Das ist ja weniger, als unser Schülerticket kostet, das kostet einen Euro pro Tag!“, stellte einer unserer Jungs erstaunt fest. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich schwer vorstellen, dass das monatliche Durchschnittseinkommen in Sri Lanka gerade einmal 120 bis 150 Euro beträgt. Das Waisenhaus benötigt zur Grundversorgung 1.500 Euro im Monat, davon ca. 500 Euro alleine für Lebensmittel. Seit eineinhalb Jahren aber gibt es keinen Sponsor mehr, das reinfließende Geld reicht nicht aus, weshalb das Waisenhaus dringend auf private Spenden angewiesen ist.

Wir überlegten gemeinsam, was wir machen könnten, um genügend Geld für eine zumindest einjährige Patenschaft zu sammeln. Das Schulfest schien uns da eine geeignete Plattform zu sein und so planten wir verschiedene Aktionen für diesen Tag: einen Kuchen- und Getränkeverkauf, einen Flohmarkt und eine Tombola. Aber schon im Vorfeld kamen einige Spenden zusammen. Mittlerweile hatte sich unsere Begeisterung für „unser Klassenprojekt“ auch auf die Familien unserer Schülerinnen und Schüler übertragen. Ein Junge nahm zum Beispiel das jährliche Sommerfest des Heimatvereins seiner Mutter zum Anlass, die Besucher auf die prekäre Situation des Waisenhauses aufmerksam zu machen und Geld dafür zu sammeln. Seine Eltern rundeten den Betrag auf, so dass er der Klasse schon einmal vorab die stolze Summe von 100 Euro überreichen konnte. Ein weiterer Schüler der 6E spendete von seinem Taschengeld, was seine Eltern und Großeltern dazu veranlasste, es ihm gleichzutun. Er wolle, dass die Mädchen in Beruwala eine Chance haben, erklärte er seine Bereitschaft, etwas von seinem Taschengeld abzugeben. „Wir haben alles, aber so viele Kinder in anderen Ländern haben nichts. Wir können zur Schule gehen, das ist für viele Kinder auf der Welt keine Selbstverständlichkeit.“

Eine Mutter der Klasse machte das großzügige Angebot, drei Pakete IKEA-Hot Dogs zu spenden, die wir auf dem Schulfest verkaufen könnten, die Oma würde noch ein Paket dazugeben. Dieselbe Mutter nahm auch Kontakt zu mehr als zehn Läden in Maintal und Hanau auf, um dort nach Sachpreisen für unsere Tombola zu fragen. Am Ende hatten wir 180 kleinere und größere Preise, die wir verlosen konnten, Wahnsinn! Und die Oma, die ehrenamtlich im Krankenhaus ältere Patienten betreut, brachte noch einen Umschlag mit 100 Euro mit, die ihr eine ältere Dame, der sie von der Aktion erzählt hatte, für uns mitgegeben hatte.

Es ist überwältigend, zu sehen, wie viele Menschen gerne etwas geben, wenn sie wissen, dass es bei den Bedürftigen auch ankommt. Unsere Aktionen am Schulfest waren ein voller Erfolg. Davon konnte sich auch Karl Eyerkaufer, Landrat a.D. und Begründer der Initiative „Main-Kinzig-Kreis hilft Beruwala“, überzeugen, der sich die Zeit genommen hatte, unserer Klasse beim Schulfest einen Besuch abzustatten.   

Über 1.000 Euro sammelte die Klasse 6E, so dass sie nun sogar eine zweijährige Patenschaft übernehmen und dem Waisenhaus über 300 Euro Direktspende zukommen lassen kann. Stolz nahmen die Kinder den Applaus ihrer Eltern entgegen, als am Ende des Schulfesttages alle eingenommenen Beträge zusammengerechnet waren und die Endsumme verkündet wurde.

„Die Kids erleben gerade, dass auch sie mit zwölf Jahren viel bewirken können, und spüren, dass es eben auch glücklich macht, von seinem eigenen Glück ein bisschen abzugeben“, stellte eine Mutter fest. Dass sie mit dieser Einschätzung ganz richtig liegt, bestätigt die Aussage einer Schülerin am Ende der Aktion: „Es macht einfach Spaß, anderen Menschen zu helfen!“

Sollte sich jemand durch den Beitrag dazu angeregt fühlen, ebenfalls etwas für das Waisenhaus zu spenden, und sei der Betrag noch so gering, so kann er das sehr gerne auf eins der unten stehenden Konten tun. Alle Spenden werden über die Initiative „Main-Kinzig-Kreis hilft Beruwala“ eingesammelt und können steuerlich geltend gemacht werden.        

Bitte geben Sie als Verwendungszweck „Spende Mädchenwaisenhaus Pahalage“ an. 

IBAN Sparkasse Hanau: DE47 5065 0023 0000 0999 94

IBAN Kreissparkasse Gelnhausen: DE56 5075 0094 0000 0999 94

IBAN Kreissparkasse Schlüchtern: DE27 5305 1396 0000 0999 94

Wenn Sie eine Spendenbescheinigung wünschen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse an Claire.Lambrecht@aes.he.lo-net2.de.

Herzlichen Dank noch einmal an alle, die unsere Aktion unterstützt haben!

Die Klasse 6E mit ihrer Klassenlehrerin Claire Lambrecht   

Folgenden Geschäften danken wir herzlich für ihre Sachspenden:

Weber Insekten- und Sonnenschutz, Wachenbuchen (Hot Dogs)

Sport Jung, Hanau
Maintalbad
Intersport, Hanau
Kaufhof, Hanau
Papier Kreis, Hanau
Eiscafé Milano, Bischofsheim
Staples, Hanau
Thalia, Hanau

Real, Maintal

Parfümerie Douglas, Hanau

Apotheke am Kinzigbogen, Hanau

ddm Grill, Bischofsheim